Weltweit lag die Zahl der Unterernährten im Jahr 2023 bei 733 Millionen – jede 11. Person.
Nach einem deutlichen Rückgang von 2005 bis 2014 ist die Zahl der Unterernährten von 2017 bis 2023 sechsmal in Folge gestiegen (plus 35%).
Im Durchschnitt 2021 bis 2023 lebte mehr als ein Viertel aller Unterernährten in Indien. Ein weiteres Viertel in Pakistan, Nigeria, der Demokratischen Republik Kongo, Äthiopien und Bangladesch.
Im Jahr 2022 konnten sich rund 2,8 Mrd. Menschen keine gesunde, ausgewogene Ernährung leisten.
Es gibt eine Vielzahl zusammenhängender Faktoren, die zu Hunger und Mangelernährung führen.
Fakten
Bei vielen sozialen Problemen ist es schwer zu bestimmen, wie groß der Zusammenhang zwischen dem Problem und der Globalisierung ist. Für viele soziale Probleme finden sich Ursachen auf lokaler Ebene und auch der Einfluss nationalstaatlicher Entscheidungen ist groß. Trotzdem kann auch ein geographisch klar einzugrenzendes Problem ein globales Problem darstellen. Dies gilt vor allem dann, wenn angemessene Lösungen nur auf globaler Ebene gefunden werden können.
Eines der größten globalen Probleme ist die Unterernährung bzw. der Hunger. Nach Angaben der FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) lag die Zahl der Unterernährten im Jahr 2023 bei 733 Millionen und laut der Deutschen Welthungerhilfe sterben jährlich mehr als 2,2 Millionen Kinder, die jünger als 5 Jahre alt sind, an den Folgen von Hunger. Während die Zahl der Unterernährten zwischen 2005 und 2014 neun Jahre in Folge gesunken war – von rund 800 auf 540 Millionen –, ist sie zwischen 2017 und 2023 sechsmal in Folge gestiegen – von rund 540 auf 733 Millionen.
Von den 722 Millionen hungernden Menschen im Durchschnitt der Jahre 2021 bis 2023 entfiel mehr als die Hälfte auf Asien (53,4 Prozent), 39,3 Prozent lebten in Afrika und 6,0 Prozent in Lateinamerika und der Karibik. Auf der Ebene der Staaten lebte gut die Hälfte aller unterernährten Menschen in nur sechs Staaten: Indien (27,0 Prozent), Pakistan (6,8 Prozent), Nigeria (5,5 Prozent), Demokratische Republik Kongo (5,1 Prozent), Äthiopien (3,8 Prozent) und Bangladesch (2,8 Prozent). Zu den Top 10 gehörten zudem Indonesien, Kenia, Uganda und Tansania.
Der Anteil der unterernährten Bevölkerung an der Weltbevölkerung lag 2005 bei 12,2 Prozent und im Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2017 bei 7,4 Prozent. Bis zum Jahr 2023 stieg der Anteil kontinuierlich auf 9,1 Prozent. Anders formuliert war 2023 jede elfte Person von Hunger betroffen. Bezogen auf die einzelnen Regionen war der Anteil der Unterernährten an der Gesamtbevölkerung im Durchschnitt der Jahre 2021 bis 2023 in Afrika mit 19,9 Prozent mit Abstand am höchsten. Dabei lagen die Werte insbesondere in Ost- und Zentralafrika weit über dem Durchschnitt (jeweils 29 Prozent). Bezogen auf die Jahre 2021 bis 2023 und 112 Staaten, in denen rund 95 Prozent der unterernährten Bevölkerung lebten, war in zwei Staaten etwa die Hälfte der Bevölkerung von Hunger betroffen: Somalia und Haiti (51,3 bzw. 50,4 Prozent). In zehn weiteren Staaten lag der Wert zwischen 40 Prozent und einem Drittel: Madagaskar, Jemen, Liberia, Simbabwe, Demokratische Republik Kongo, Uganda, Sambia, Tschad, Kenia und Syrien.
Neben der Unterernährung haben insbesondere in den ökonomisch sich entwickelnden Staaten viele Menschen Probleme, sich ausgewogen zu ernähren. Grundnahrungsmittel wie Reis, Mais oder Weizen enthalten zwar genug Energie, aber nicht das ganze Spektrum an Nährstoffen, die ein Mensch benötigt. Mangelernährung wird deshalb oft als 'verborgener Hunger' bezeichnet. Nach Angaben der FAO konnten sich im Jahr 2022 rund 2,8 Milliarden Menschen keine gesunde, ausgewogene Ernährung leisten – mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung.
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) stellt in diesem Zusammenhang fest, dass die Hauptursache von Hunger und Mangelernährung nicht die mangelnde Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln ist, sondern vor allem Armut: Den betroffenen Menschen fehlt das Geld für eine gesunde Ernährung. Armut bzw. Ernährungsunsicherheit resultiert aus einer Reihe von strukturellen Problemen des ländlichen Raums, die durch Naturkatastrophen, Epidemien, politische Krisen und Konflikte noch verschärft werden.
Die wichtigsten – häufig miteinander zusammenhängenden – Faktoren, die zu Hunger und Mangelernährung führen, sind:
Armut, denn Hunger ist in erster Linie kein Produktions-, sondern ein Einkommensproblem.
schlechte politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen durch eine hohe Verschuldung, Korruption sowie ausbleibende Investitionen in den Bereichen Landwirtschaft, Bildung, Gesundheit und Infrastruktur.
unfaire Wettbewerbsbedingungen aufgrund von Agrarsubventionen der ökonomisch entwickelten Staaten. Die Subventionen reichen zum Teil soweit, dass sie in den ärmeren Staaten heimische Produkte verdrängen.
Protektionismus der ökonomisch entwickelten Staaten, insbesondere für Agrarprodukte. Zudem wird häufig versucht, durch nicht-tarifäre Handelshemmnisse (vor allem Produktstandards, Quotenregelungen und Marktzugangsgenehmigungen) den Marktzugang zu erschweren.
unzureichender Zugang zu produktiven Ressourcen (zum Beispiel Maschinen oder Dünge- und Pflanzenschutzmittel).
unklare Bodenrechtsverhältnisse und ungleiche Verteilung des Bodens. Hinzu kommt das sogenannte 'Land Grabbing'-Problem: Private Investoren aus den ökonomisch entwickelten Staaten und den Schwellenländern, aber auch staatliche Akteure, sichern sich mittels langfristiger Pacht- oder Kaufverträge große Agrarflächen in den ärmeren Staaten, um dort Nahrungsmittel oder Energiepflanzen (Biosprit) für den Export anzubauen.
die Umweltzerstörung: Die Nahrungsmittelproduktion ist durch Schädigung von Ackerflächen (Überweidung, falsche Bewässerung, ungeeignete Anbaumethoden) sowie durch die fortschreitende Wüstenbildung in den Trockenzonen gefährdet.
der Klimawandel bzw. die Zunahme von extremen Wetterereignissen wie z.B. Dürren und Überschwemmungen. Zudem verliert das überlieferte bäuerliche Wissen an Wert, wenn sich die klimatischen Bedingungen zu schnell ändern.
die Nutzung von Agrarflächen für die Kraftstoffproduktion, da hierdurch die Anbaufläche für Nahrungsmittel verringert wird und der Druck auf die Nahrungsmittelpreise steigt.
der mangelhafte Gesundheitszustand vieler Menschen, da sich dieser negativ auf die Arbeitskraft und die Bildungsfähigkeit auswirkt. Krankheiten wie AIDS führen zu einer deutlichen Verschärfung des Problems der ausreichenden Versorgung mit Nahrungsmitteln.
bewaffnete Konflikte, die insbesondere bei Flüchtlingen zu Nahrungsmangel führen. Zudem werden Boden, Luft und Wasser verschmutzt und die Infrastruktur zerstört. Minen und Blindgänger behindern noch Jahrzehnte nach einem Krieg die Feldarbeit und den Wiederaufbau.
Naturkatastrophen (Vulkanausbrüche, Erdbeben, Stürme und Überschwemmungen), die Felder und Ernten zerstören. Die Produktivität der bäuerlichen Betriebe ist dadurch oft über Jahre eingeschränkt. Wird durch eine Naturkatastrophe eine Wirtschaftskrise ausgelöst, kann sie auch in städtischen Gebieten zu sinkenden Einkommen und zu Hunger führen.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Laut der Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) hungert ein Mensch, wenn er über einen Zeitraum von einem Jahr weniger Essen zur Verfügung hat, als er für seine tägliche Mindestversorgung benötigt. Die Begriffe 'Hunger' und 'Unterernährung' werden synonym verwendet.
Zur Zusammensetzung der einzelnen Regionen nach Staaten siehe:
Externer Link: http://unstats.un.org/unsd/methods/m49/m49.htm